Fragenbeantwortungen
von Abdrushin
100. Was ist ernstes Suchen?
Frage: Was ist ernstes Suchen?
Antwort: Es ist gerade alles das nicht, was man heute damit bezeichnet! Wer ernsthaft, also ehrlich nach der Wahrheit sucht, muss sich innerlich erst einmal völlig reinigen, das heisst, leermachen von allem bisher Gelernten und Gelesenen, es vollkommen zur Seite schieben, auch jegliche Personen ausschalten, und dann still in sich das „Wort“ durchempfinden, wie ein Kind, welches vor etwas Neuem steht. Nicht umsonst findet der Mensch bei Kindern oft die untrüglichste Beurteilung von Dingen und Menschen, weil diese allem unvoreingenommen und harmlos gegenübertreten.
Es klingt dies leicht, ist aber das Schwerste für den heutigen Menschen. Es gibt für ihn kein grösseres Hindernis als gerade dies. Und da ich das ernste Suchen als Grundbedingung für die Aufnahmemöglichkeit des eigentlichen Inhaltes der Gralsbotschaft verlange, so stelle ich damit die grösste Forderung an den Menschen, die überhaupt an ihn gestellt werden kann. Dadurch schliesse ich auch gleichzeitig alle auf eigenes Wissen Eingebildeten von vornherein ganz bestimmt aus. Eine Sichtung, bei der nur der Demütige die Palme der wahren Erkenntnis erhalten kann in folgerichtiger Wechselwirkung, während die Anderen leer ausgehen.
Dies alles verstandesmässig zu erkennen, ist erst mit einigen Ausnahmen dem neuen Geschlechte vorbehalten, welches die jetzige Zeit überleben wird; denn erst der gereinigte Verstand, der von allen Schlacken jetziger Verirrung und Eitelkeiten durch Erleben gewaltsam gesäubert wurde, bringt die dazu gehörende unbeeinflusste Erfassungsmöglichkeit!
Dieses neue Geschlecht ist aber nicht erst in Jahrhunderten zu erwarten, sondern es lebt bereits und wird nur dadurch neu, weil dessen Zugehörigen verschiedenen Alters geläutert aus den Rädern und Steinen der Mühlen hervorgehen, die jetzt bereits zu mahlen beginnen! Während alle Anderen darin zerrieben werden.
Ein derart ernsthaft Suchender wird nicht Vereinigungen suchen, sich keinen Sekten anschliessen und auch nicht das Bedürfnis zu Zusammenschlüssen haben. Er verarbeitet alles in sich allein, da ihm ein Anderer dabei nicht zu helfen vermag. Nur so wird es in ihm lebendig und sein Eigentum, das er mit Anderen nicht teilen kann. —
