Im Lichte der Wahrheit

Gralsbotschaft von Abdrushin




Inhaltsverzeichnis


81. Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!

Wer kennt diese bedeutungsvollen Worte nicht, die Jesus von Nazareth am Kreuze hängend rief. Eine der größten Fürbitten, die je gesprochen wurden. Deutlich und klar. Doch trotzdem stand man zwei Jahrtausende verständnislos den Worten gegenüber. Einseitig legte man sie aus. Nur nach der Richtung hin, wie sie den Menschen angenehm erschien. Nicht einer war, der seine Stimme für den eigentlichen Sinn erhob, und ihn der Menschheit, insbesondere den Christen in aller Deutlichkeit entgegenschrie!

Doch nicht nur das. Alles erschütternde Geschehen in dem Erdensein des Gottessohnes wurde durch die Einseitigkeit in der Weitergabe in ein falsches Licht gebracht. Das sind aber nun Fehler, die nicht nur das Christentum aufweist, sondern man findet sie in jeder Religion.

Wenn Jünger rein Persönliches des Lehrers und des Meisters über alles stellen und weit in den Vordergrund vorschieben, so ist das zu verstehen, namentlich wenn dieser Meister so roh und jäh aus ihrer Mitte weggerissen wird, um dann in vollster Unschuld schwerstem Leiden, dabei gröbstem Spott, zuletzt dem martervollsten Tode ausgesetzt zu sein.

So etwas prägt sich tief in Seelen ein, die ihren Lehrer in der idealsten Weise im gemeinsamen Zusammenleben kennenlernen konnten, und bewirkt, daß das Persönliche dann in den Vordergrund alles Gedenkens tritt. So etwas ist ganz selbstverständlich. Aber die heilige Mission des Gottessohnes war sein Wort, das Wahrheitbringen aus der lichten Höhe, um damit der Menschheit ihren Weg zum Licht zu zeigen, der ihnen bis dahin verschlossen war, weil ihr geistiger Zustand in seiner Entwickelung es vorher nicht ermöglichte, den Weg zu gehen!

Das diesem großen Wahrheitsbringer durch die Menschheit dabei zugefügte Leiden stehet ganz für sich!

Was bei den Jüngern aber selbstverständlich und natürlicht war, erwuchs bei der späteren Religion zu manchen großen Irrtümern. Das Sachliche der Gottesbotschaft trat weit in den Hintergrund vor dem Kult des Persönlichen des Wahrheitsbringers, den Christus niemals wollte.

Aus diesem Grunde zeigen sich nun Fehler in dem Christentume, die zu der Gefahr eines Zusammenbruches führen, wenn nicht rechtzeitig die Irrtümer erkannt und unter offenem Bekennen mutvoll abgeändert werden.

Es ist nicht anders zu erwarten, als daß geringster ernster Fortschritt solche Lücken sichtbar werden lassen muß. Dann ist es doch entschieden besser, man geht ihnen nicht aus dem Wege, sondern packt herzhaft zu! Warum soll denn die Reinigung nicht von der Führung selbst ausgehen, frisch und froh, in freiem Aufblick zu der großen Gottheit! Dankbar würden große Scharen aus der Menschheit wie von einem bisher wohlempfundenen, doch nie erkannten Druck befreit dem Rufe folgen, der sie in das Licht freudiger Überzeugung führt! —

Aller Gewohnheit jener Menschen folgend, die sich einer unbeschränkten Herrschaft ihres eigenen Verstandes blindlings unterwerfen, und damit auch ihr Begriffsvermögen stark beengen, legte man den gleichen Wert auf Christi Erdenleben als auf seine Mission. Man kümmerte sich um Familienverhältnisse und alle irdischen Geschehnisse dabei sogar noch mehr als um den Hauptzweck seines Kommens, der darin bestand, gereiften Menschengeistern Aufklärung zu geben über alles wirkliche Geschehen in der Schöpfung, worin allein sie Gottes Willen finden, der darein verwoben und damit für sie verbrieft wurde.

Das Bringen dieser bis dahin noch unbekannten Wahrheit machte ganz allein das Kommen Christi auf die Erde notwendig. Nichts anderes. Denn ohne Gottes Willen in der Schöpfung richtig zu erkennen, vermag kein Mensch den Weg zum Aufstiege ins lichte Reich zu finden, noch viel weniger zu gehen.

Statt diese Tatsachen als solche einfach hinzunehmen, sich in die Botschaft zu vertiefen und darnach zu leben, wie es der Wahrheitsbringer wiederholt und eindringlich verlangte, schufen Gründer der christlichen Religion und Kirchen als hauptsächlichste der Grundlagen einen persönlichen Kult, der sie zwang, die Leiden Christi zu etwas ganz anderem zu machen, als es wirklich war.

Sie brauchten es für diesen Kult! Daraus ergab sich zuletzt ganz naturgemäß in seiner Fortentwickelung ein großer Irrtum nach dem anderen, den rechten Weg überhaupt noch richtig zu erkennen.

Der falsche Aufbau in Unsachlichkeit allein brachte es mit sich, daß Entstellen alles Geschehens seinen Einzug hielt. Die rein sachliche Unbefangenheit mußte ja in dem Augenblicke untergehen, sobald der Hauptkult rein persönlich wurde! Dabei erstand der Drang, eine Mission des Gottessohnes hauptsächlich in dem Erdenleben zu verankern. Ja, es ergibt sich eigentlich eine Notwendigkeit dazu.

Daß damit aber falsch gegangen wird, hat Christus selbst in seiner ganzen Einstellung bewiesen. Mehr als einmal wies er das Persönliche ihm gegenüber klar und scharf zurück. Immer verwies er auf Gottvater, dessen Willen er erfüllte, in dessen Kraft er stand und wirkte, bei jedem Wort und jeder Handlung. Er erklärte, wie die Menschen nunmehr lernen sollten, zu Gottvater aufzuschauen, niemals sprach er aber dabei von sich selbst.

Da man aber seine Worte darin nicht befolgte, konnte es zuletzt nicht ausbleiben, daß man das Erdenleiden Christi als notwendig und von Gott gewollt ansehen ließ, es sogar mit zur Hauptaufgabe seines Erdenkommens stempelte! Er kam nach der daraus entstandenen Anschauung nur aus lichter Höhe, um auf Erden hier zu leiden!

Da er nun selbst nicht eine Schuld auf sich geladen hatte, blieb zur Begründung wieder nur der eine Weg: es mußten dann die Sünden Fremder sein, die er auf sich geladen hat, um sie für diese abzubüßen!

Was blieb denn anderes übrig, als so auf dem gelegten Grunde weiter aufzubauen.

Nährende Kraft und guten Boden gab dann noch die ja nicht mehr so unbekannte innere Wertüberschätzung, an welcher die gesamte Menschheit krankt. Die Folge jenes großen Sündenfalles, der wider den Geist gerichtet war, und den ich oft ausführlich schon erklärte. In dem Zuhochbewerten des Verstandes kennt der Mensch nur sich, nicht seinen Gott, zu dem er damit alle Brücken abgebrochen hat. Nur Wenige haben noch hier und da ganz kümmerliche Stege nach dem Geistigen hinüber, die aber auch nur noch ganz wenig ahnen, niemals wissen lassen können.

Deshalb kam niemand auf den richtigen, natürlichen Gedanken, Christi Erdenleiden als gesondertes Geschehen von der Gottesbotschaft ganz zu trennen. Alle Anfeindungen, Verfolgungen und Martern als die schweren, gröbsten Verbrechen zu erkennen, die sie wirklich waren. Es ist ein neues, großes Unrecht, sie als Notwendigkeit zu verschönen!

Sehr wohl gebühren diese Leiden und dem martervollen Kreuzestode strahlendes Licht der höchsten Glorie, weil sich der Gottessohn durch diese nach dem Sündenfalle voraus zu erwartende so üble Aufnahme unter den herrsch- und rachsüchtigen Menschen nicht abschrecken ließ, sondern trotzdem um der wenigen Guten willen seine so notwendige Wahrheitsbotschaft auf die Erde brachte.

Die Tat ist um so höher einzuschätzen, da es sich wirklich nur um einen kleinen Teil der Menschheit handelt, die sich dadurch retten will.

Aber es ist neuer Frevel gegen Gott, wenn die damaligen Verbrechen dieser Menschheit durch falsche Voraussetzungen so gemildert werden sollen, als ob die Menschen dabei nur die Werkzeuge einer notwendigen Erfüllung waren.

Aus dieser Unrichtigkeit heraus ersteht ja auch bei vielen denkenden Menschen die Unsicherheit über die Folgen der Handlungsweise des Judas Ischariot! Mit vollem Rechte. Denn wenn der Kreuzestod die Notwendigkeit für die Menschheit war, so gab Judas mit dem Verrat das notwendige Werkzeug dazu ab, dürfte also in Wirklichkeit dafür nicht strafbar sein in dem geistigen Sinne. Die Wahrheit über das tatsächliche Geschehen beseitigt aber alle diese Zwiespalte, deren berechtigtes Auftauchen nur die Bestätigung dafür ergeben, daß die bisher gepflegte Annahme wirklich falsch sein muß. Denn wo das Rechte ist, gibt es nicht Raum für solche ungeklärte Fragen, sondern es kann nach jeder Seite hin das ganz natürliche Geschehen in Betracht gezogen werden, ohne dabei auf ein Hindernis zu stoßen.

Man soll doch endlich jetzt den Mut besitzen, in der Beschönigung die Feigheit zu erkennen, die nur von der Klugheit des erdgebundenen Verstandes verdeckt gehalten wird, des größten Feindes alles dessen, was sich über ihn erheben kann, wie es bei jedem niederen Gesellen sich stets deutlich zeigt. Oder als verhüllte Selbsterhebung, welche aus der gleichen Quelle stammt! Es ist doch schön, sich einbilden zu können, so wertvoll eingeschätzt zu sein, daß eine Gottheit darum kämpfend alle Leiden auf sich nimmt, nur um dem Menschlein dann in dem göttlichen Freudenreiche einen Ehrenplatz bieten zu dürfen!

So ist die Grundanschauung wirklich, nackt und herb gesagt! Sie sieht nicht anders aus, sobald man ihr mit fester Hand einmal den Flitter von den Formen reißt!

Daß eine solche Anschauung nur aus engster Beschränkung des Begreifens alles außerirdischen Geschehens kommen kann, brauche ich wohl kaum noch zu erwähnen. Es ist immer wieder eine der schweren Folgen der Verherrlichung des irdischen Verstandes, der jeden freien, weiten Ausblick unterbindet. Die Anbetung dieses Verstandesgötzen ist nach dem Sündenfall ganz natürlich stetig angewachsen, bis er sich nun zu dem irdisch starken Antichrist entwickelt hat, oder, noch deutlicher gesagt, zu allem Antigeistigen! Das ist ja heute deutlich zu erkennen, wohin man sieht. Dazu bedarf es keines scharfen Blickes mehr.

Und da das Geistige allein die Brücke zur Annäherung und zu dem Verständnis alles Göttlichen ergeben kann, so ist also die Einräumung der Oberherrschaft irdischen Verstandes, zu der sich heute alle Wissenschaften stolz bekennen, nichts anderes als die offene Kampferklärung gegen Gott!

Aber nicht nur die Wissenschaften, sondern die gesamte Menschheit bewegt sich heute unter diesem Zeichen! Sogar ein jeder, der sich ernster Sucher nennt, trägt dieses Gift mit sich herum.

Es ist deshalb nicht unnatürlich, daß auch die Kirche davon vieles in sich haben muß. Deshalb hat sich bei Wiedergabe und den Auslegungen aller Heilandsworte vieles eingeschlichen, das allein in Erdenklugheit des Verstandes seinen Ursprung hat!

Das ist auch die den Menschen immer wieder neu verführende Schlange, vor der die Aufzeichnung der Bibel warnt! Diese Verstandesklugheitsschlange ganz allein stellt jeden Menschen vor die irreführende Entscheidung: „Sollte Gott gesagt haben..?“

Sie wird, sobald ihr, also dem Verstand allein, jede Entscheidung überlassen bleibt, stets wie auch richtig in der Bibel angedeutet, das Gottfeindliche oder Gottabgewandte wählen, das Reinirdische, viel Niederere, wozu ja der Verstand als dessen Blüte selbst gehört. Deshalb vermag er Höheres nicht zu begreifen.

Verstand erhielt der Mensch, damit er ihm für jedes Erdenleben nach unten zu ein Gegengewicht gibt für das nach oben strebende Reingeistige, zu dem Zweck, daß der Mensch auf Erden nicht nur in geistigen Höhen schwebt, und seine Erdenaufgabe dabei vergißt. Verstand soll ihm auch zur Erleichterung und zur Bequemermachung alles Erdenlebens dienen. Vor allen Dingen aber dazu, um den im Geiste als dessen ureigenste Beschaffenheit ruhenden starken Auftrieb nach dem Hohen, Reinen und Vollkommenen ins kleine Irdische zu übertragen, im Stofflichen zur irdisch sichtbaren Auswirkung zu bringen. Als Handlanger des lebendigen Geistes, als dessen Diener! Nicht als Entscheidender, und nicht als alles Führender. Er soll irdische, also die stofflichen Möglichkeiten schaffen helfen zur Durchführung geistigen Dranges. Er soll das Werkzeug und der Knecht des Geistes sein.

Wird ihm aber allein jede Entscheidung überlassen, wie es jetzt geschieht, so bleibt er nicht mehr nur das Gegengewicht, nicht mehr der Helfer, sondern legt in die Wagschale jeder Entscheidung nur sein eigenes Gewicht allein, und das muß ganz natürlich nur Herabsinken zur Folge haben, weil er nach unten zieht. Etwas anderes kann dabei nicht geschehen, da er ja zu der Stofflichkeit gehört und an sie fest gebunden bleibt, während das Geistige von oben kommt. Anstatt dem Geistigen dann helfend noch die Hand zu reichen, darin zu erstarken, groß zu werden, stößt er die vom Geistigen ihm dargebotene stärkere Hand zurück und schließt sie aus, sobald ihm alles überlassen wird. Er kann nicht anders, handelt darin nur nach den Gesetzen seiner eigenen Beschaffenheit.

Doch wohlgemerkt, der irdische Verstand ist dann erst Feind des Geistes, sobald er über diesen hochgehoben wird! Nicht früher. Denn steht er unter der Herrschaft des Geistes, wie es von Natur aus nach dem Schöpferwillen eingerichtet ist, so bleibt er ein getreuer Diener, den man als solchen schätzen kann. Aber gibt man ihm entgegen den Naturgesetzen einen Herrscherplatz, auf den er nicht gehört, so unterdrückt er als die nächste Folge alles, was ihn darin stören könnte, um sich auf dem geborgten Throne zu erhalten. Er schließt die Tore selbsttätig, die beim Offenbleiben Licht auf seine Mängel und enge Beschränkung werfen müßten.

Ein Ebenbild der Handlungen der Menschen, die in geordneten Verhältnissen und unter guter Führung ihr Können wachsen fühlen, überschätzen, und im Umsturz dann durch die Unfähigkeit zu Höherem ein Volk in Not und Elend stürzen. Wie diese nie zu einem Einsehen gelangen können, und alle Schuld des eigenen Unvermögens immer nur auf das Vergangene zu wälzen suchen, vor sich selbst und vor den anderen, genau so wenig wird der menschliche Verstand erkennen, daß er niemals an der Stelle des höheren Geistes wirken kann, ohne den schwersten Schaden und zuletzt den Untergang herbeizuführen. Es ist in allem stets das gleiche Bild, gleiches Geschehen in ewiger Wiederholung.

Der Mensch denke sich nur einmal ruhig und klar in diesen Vorgang selbst hinein. Es wird ihm schnell alles verständlich sein, und auch als das Nützlichste erscheinen müssen.

Der Umstand zog auch bei den Kirchen- und Religionsgründern den Vorhang über die so große Einfachheit göttlicher Wahrheit, breitete einen Schleier über jede Möglichkeit des richtigen Begreifens.

Die Menschheit konnte sich nichts Schrecklicheres aufbürden als diese freiwillige Einengung, das Unvermögen des Begreifens alles dessen, was außerirdisch liegt, also des weitaus größten Teiles sämtlichen Geschehens. Es liegt aber buchstäblich dadurch über ihrem so verengten Horizont.

Nun kämpfe einmal ein Mensch gegen diese Undurchdringlichkeit der Mauer. Er wird sehr schnell erkennen müssen, wie sich das Dichterwort bewahrheitet, daß gegen Dummheit Götter selbst vergebens kämpfen würden!

Die zähe Mauer kann nur von dem Einzelmenschen selbst für sich allein von innen durchgestoßen werden, weil sie von innen aufgebaut wurde. Aber sie wollen nicht!

Daher ist heute das Versagen überall. Wohin man blickt, ein Bild trostlosester Verwirrungen und vielen Elendes!

Und auf dem Trümmerhaufen steht hohl aufgeblasen stolz der Urheber des wüsten Durcheinanders... der „moderne Mensch“, wie er sich selbst am liebsten zu bezeichnen pflegt. Der „Fortgeschrittene“, welcher in Wirklichkeit dauernd zurückgegangen ist! Bewunderung erheischend nennt er sich auch noch „nüchterner Materialist“. —

Es schmerzt der Kopf, ein Ekel quillt herauf, wenn man das alles miterlebt, wenn man so vieles Gute mit darein versinken sieht, das bei der rechten Umwelt schön emporgeblüht wäre, wenn man so viele Andere darunter leiden sieht, und innig formt sich das Gebet: „Mach Du ein Ende, Herr! Wir könnens nicht!“

Zu allem kommen nun auch noch die vielen Spaltungen, der immer stärker aufstrebende Haß gegeneinander, trotz der Einheitlichkeit ihrer freiwilligen Versklavung! Nicht Arbeitgeber noch die Arbeitnehmer tragen die Schuld daran, nicht Kapital noch dessen Mangel, auch nicht die Kirche noch der Staat, nicht die verschiedenen Nationen, sondern nur die falsche Einstellung der Einzelmenschen ganz allein hat es so weit gebracht!

Sogar die sogenannten Wahrheitssucher sind jetzt selten auf dem rechten Wege. Neun Zehntel davon werden nur zu Pharisäern, die kritisierend hochmütig auf ihre Nebenmenschen schauen, dabei noch eifrig sich befehdend. Alles ist falsch! Es muß erst noch die unausbleibliche Erfüllung eines fürchterlichen Endes kommen, bevor noch einige aus diesem Schlaf erwachen können.

Noch ist die Umkehr möglich. Jedermann! Doch bald kommt endlich das „zu spät“ für immer, entgegen allen Hoffnungen so vieler Gläubigen, welche den irrtümlichen Anschauungen huldigen, daß es wohl einer mehr oder weniger langen Zeit der notwendigen Läuterung bedarf, je nach dem Menschen selbst, daß aber zuletzt sein Weg doch wieder nach dem Lichte führen muß, zu der ewigen Freude, dem Glück göttlichen Naheseins!

Dieser Gedanke ist ein angenehmer Trost, jedoch nicht richtig, und der Wahrheit nicht entsprechend. —

Überblicken wir noch einmal ruhig, klar, aber in groben Zügen den großen Werdegang der Schöpfung und der Menschen, die dazu gehören. Beachten Sie dabei genau das Urgesetz der Gleichart, das ich oft erklärte, mit allem, was es in sich birgt an unabänderlichen, notwendigen Folgerungen im Geschehen:

Die Stofflichkeit zieht einem großen Acker gleich im Riesenkreislaufe an dem untersten Rande der gesamten Schöpfung als das Schwerste dahin. Von dem Ursamen an sich in steter Bewegung andauernd entwickelnd, immer mehr zusammenschließend, bildend bis zu den uns sichtbaren Gestirnen, denen diese Erde zugehört. Also heranreifend bis zu der höchsten Blüte und der Frucht, welche unserer Zeit entspricht, um dann in der kommenden Überreife ganz aus sich selbst heraus nach den Schöpfungsgesetzen wieder zu zerfallen, sich aufzulösen in den Ursamen zurück, der weitergehend immer wieder die Gelegenheit erhält, sich frisch zu binden, neu zu formen. —

So das Gesamtbild, ruhig von der Höhe aus betrachtet.

Das Stoffliche an sich ist weiter nichts als die Materie, welche zum Formen dient, zu Hüllen, und nur zu Leben kommt, sobald das über ihm lagernde Nichtstofflich-Wesenhafte es durchdringt, und durch die Bindung dann durchglüht.

Die Bindung dieses Stofflichen mit dem Nichtstofflich-Wesenhaften bildet eine Grundlage zu weiterer Entwickelung. Aus dem Wesenhaften bilden sich auch alle Tierseelen.

Über den beiden Grundabteilungen, dem Stofflichen und auch dem Wesenhaften, liegt als höchste Abteilung der Schöpfung noch das Geistige. Es ist eine Beschaffenheit für sich, wie meine Hörer ja schon wissen. Aus diesem Geistigen heraus gehen die Samenkörner, die sich zu den selbstbewußten Menschengeistern bilden wollen.

Nur in dem Ackerfeld der Stofflichkeit vermag ein derartiges Samenkorn des Geistes heranzureifen zu dem selbstbewußten Menschengeiste, gleich dem Weizenkorn im Feldboden zu einer reifen Ähre.

Sein Eindringen in den stofflichen Acker ist jedoch erst dann möglich, wenn dieser eine gewisse Entwickelungshöhe erreicht hat, die der Beschaffenheit des in der ganzen Schöpfung am höchsten stehenden Geistigen entspricht.

Das ist die Zeit, in der die Schöpfung den höchstentwickeltsten Tierkörper hervorbringt, bei dem eine Steigerung durch die Tierseele aus dem Wesenhaften nicht mehr möglich ist.

Ein kleines Abbild, eine Wiederholung dieses großen Weltgeschehens, gibt zum Beispiel später auch die irdische Geburt der Menschenseele immer wieder, wie sich ja überhaupt bei einem Menschen als der Krone der Schöpfung, also als höchste geschaffene Kreatur, das ganze Weltgeschehen widerspiegelt. Auch eine Menschenseele kann erst in den im Mutterleibe werdenden Kindeskörper eindringen, wenn dieser Körper eine ganz bestimmte Reife erlangt hat. Nicht früher. Der notwendige Reifezustand gibt der Seele erst den Weg zum Eindringen frei. Dieser Zeitpunkt liegt in der Mitte einer Schwangerschaft.

So fällt auch in dem großen Weltgeschehen die Zeit der Höchstentwickelung des Tierkörpers ebenfalls in die Mitte, also in die Hälfte des Kreislaufes aller Stofflichkeit! Der Hörer beachte dies genau.

Da an diesem Punkte damals das Wesenhafte der Tierseele in der Entwickelung des Körpers aus der Stofflichkeit das Höchste erreicht hatte, gab es in diesem Umstande automatisch erst den Weg frei für das Eindringen des über ihm stehenden Geistigen!

Das Geistsamenkorn nun als Geringstes in seiner geistigen Gleichart konnte wiederum nur in das höchste Meisterwerk des unter ihm stehenden Wesenhaften eintreten, also in den von diesem höchstentwickeltsten Tierkörper.

Bei diesem Eindringen nimmt es durch seine höhere Beschaffenheit naturgemäß sofort alle Regierung in die Hand, und kann nun den von ihm bewohnten Körper, sowie seine ganze irdische Umgebung zu noch weiterer Entwickelung führen, was Wesenhaftes nicht vermocht hätte. Dabei entwickelt sich ganz selbstverständlich auch das Geistige gleichzeitig mit.

So das flüchtige Bild alles Geschehens in der Schöpfung, dessen genaue Einzelheiten ich in späteren Vorträgen noch geben werde, bis in alle kleinsten Teile.

Wir gehören zu dem allerersten Teile dieses Stofflichkeitsringes, stehen als die ersten in dem Vordergrunde an der Spitze seines Umlaufes. Vor uns war nichts der gleichen Art, doch nach uns wird es ewig sein.

Alles Geschehen macht also der Teil, zu dem auch wir gehören, allen anderen voran zum ersten Male durch. Deshalb spielt auch die Erde eine ganz besonders große Rolle, weil sich auf ihr als reifster grobstofflicher Weltenkörper alles einschneidende Weltgeschehen abzuspielen hat.

Es ist also noch keine Wiederholung, was wir jetzt durchleben, und was vor uns liegt. Nicht etwa Dagewesenes im Weltgeschehen! —

Gehen wir zurück zum ersten Eintreten der Menschengeistkeime in diese Stofflichkeit, also zur Hälfte des Stofflichkeitsumlaufes. Die damaligen höchstenwickeltsten Tiere, die man heute irrtümlich als Urmenschen bezeichnet, starben aus. Nur die Körper von ihnen wurden der Veredelung zugeführt, in welche an Stelle der wesenhaften Tierseelen Geistkeime eingedrungen waren. Die Geistkeime reiften darin heran in vielerlei Erleben, hoben den Tierkörper bis zu dem uns nun bekannten Menschenkörper, sonderten sich zu Rassen und zu Völkern. – Der große Sündenfall lag hinter ihnen. Er war die erste Handlung des freiwilligen Entscheidens nach dem Sichbewußtwerden der Geistkeime, lag in dem Höherstellen des Verstandes über den Geist, und ließ die folgenschwere Erbsünde heranwachsen, welche sehr bald die hohlen Früchte der Verstandesherrschaft deutlich und auch leicht erkennbar zeitigte. Die Erbsünde ist das durch die einseitige Verstandestätigkeit auch einseitig entwickelte Gehirn, das sich als solches dauernd forterbt. Ich habe diese Tatsache schon oft erwähnt *(Vortrag Nr. 9: Die Erbsünde), und werde mit der Zeit noch viel eingehender darüber sprechen. Es werden sich wohl auch noch Menschen finden, die an Hand der so gezeigten Richtung freudig helfen können an dem großen Werk der Aufklärung.

Unaufhaltsam ging der Umlauf seine Bahn. Aber die abirrende Menschheit brachte in den notwendigen Fortschritt Stockung und Verwirrung. Mitten in dem Wirrwarr kam das Volk der Juden unter die bekannte schwere Geißel der Ägypter. Die Not und starke Sehnsucht nach Befreiung ließ die Seelen schneller reifen. Sie eilten geistig dadurch allen anderen voran, weil sie durch dieses starke Aufwühlen geschlechtsfreier Empfindungen erst einmal richtig in sich selber und auch in die Seelen ihrer Unterdrücker blickten! Nachdem sie klar empfanden, daß alles irdische, und auch die schärfste Klugheit des Verstandes nicht mehr helfen konnte, wobei sie auch die Leere ihrer Seele mit erkannten, lernte das geistige Auge schärfer sehen, und langsam schwebte endlich ein Begriff der eigentlichen Gottheit auf, wahrer und höher, als sie ihn bisher hatten. Und die Gebete stiegen schmerzdurchdrängt wieder viel inniger empor.

Dadurch konnte das Volk der Juden das Berufene, das allen anderen geistig Vorangehende werden, weil es eine bis dahin reinste Anschauung für den Begriff der Gottheit hatte. Soweit es damals bei dem Reifezustande der Menschenseele möglich war.

Ich bitte, Geistesreife nicht mit dem erlernten Wissen zu verwechseln, sondern immer wieder zu bedenken, daß geistvoll gleichbedeutend mit gemütvoll ist!

Der Juden damalige größte Geistesreife nun befähigte sie auch, durch Moses einen klaren Gotteswillen in Gesetzesformen zu erhalten, die zu der weiteren Entwickelung der höchste Schatz bedeuteten, die beste und kraftvollste Stütze gaben.

Wie sich das Weltgeschehen ganz naturgemäß nur immer auf die reifste Stelle zusammendrängen wird, so vereinigte es sich damals nach und nach auf dieses geistig immer mehr reifende Menschenvolk der Juden. —

Aber hier darf wiederum das Weltgeschehen nicht verwechselt werden mit irdischer Weltgeschichte, welche weitab vom eigentlichen Weltgeschehen liegt, und meistens nur die Auswirkungen des so oft falsch angewandten freien Willens des menschlichen Geistes wiedergibt, der immer nur viel Steine in das wirkliche Geschehen wirft, und damit oft vorübergehende Verbiegungen und irdische Verwirrungen erzeugt.

Das Volk der Juden stand damals den anderen voran in seinem religiösen Kult, in seiner Anschauung damit der Wahrheit auch am nächsten.

Natürliche Folge davon war, daß wechselwirkend die Ankündigung einer Inkarnierung aus dem Lichte auch nur auf diesem Wege kommen mußte, weil er als richtigster bis in die nächste Nähe kommen konnte. Die anderen Wege konnten durch ihre weitere Entfernung von der Wahrheit für solche Möglichkeiten nicht frei sein, weil sie in Irrungen verliefen.

Es war auch wiederum nach dem Gesetz der für ein Wirken notwendigsten Gleichart gar nicht anders möglich, als daß ein Wahrheitsbringer aus dem Lichte nur den Weg beschreiten kann bei seiner Inkarnierung, welcher dieser Wahrheit unbedingt am nächsten liegt, am weitesten in seiner Ähnlichkeit entgegenkommt. Nur das gibt einen notwendigen Halt, zieht an, während die falschen Anschauungen abstoßen und einen Weg zum Eindringen und Kommen aus dem Lichte regelrecht verschließen.

Das Gesetz der Wechselwirkung und der Gleichart muß auch hier unweigerlich zu voller Geltung kommen. Die Urgesetze öffnen oder schließen einen Weg in ihren gleichmäßigen unentwegten Auswirkungen.

Der Umstand ergibt gleichzeitig selbsttätig den Beweis dafür, daß das Volk, unter welches Christus als der große Wahrheitsbringer inkarniert wurde, die reinste Anschauung vom Göttlichen und dessen Wirken haben mußte, daß also alle anderen damals bestehenden Religionen nicht so nahe an die Wahrheit kamen. Der Buddhismus beispielsweise stand und steht der Wahrheit demnach nicht so nahe, sondern geht in vielen Dingen irre. Denn die Gesetze in der Schöpfung trügen nicht. Bei einigem ruhigen Nachdenken muß jedermann dadurch auf rechte Bahnen kommen, und seinem Schwanken bald enthoben sein. —

Als unterdessen aber auch unter den Juden in der Religion das Herrschen des Verstandes wieder einsetzte, und unlauteres Strebertum erzog, da half die schwere Faust des Römers wieder nach, daß noch ein Häuflein in rechter Erkenntnis blieb, auf daß das Wort erfüllet werden konnte.

Meine Hörer müssen sich bemühen, der Wirkung der Gesetze notwendiger Gleichart zur Betätigung, sowie der Wechselwirkung und der Schwere, einmal tiefer und umfassender nachzugehen, nach allen Richtungen hin auszudenken, alle Feinheiten darin zu suchen. Bald werden sie das Allumfassende und Haltende, sowie das Lebende darin erkennen. Mit diesen Schlüsseln ausgerüstet, finden sie sich schnell zurecht in jeglichem Geschehen. Sie müssen sehen, daß es tatsächlich der Universalschlüssel ist, mit dem sie jedes Tor erschließen können. Nicht durch Fantasterei und unnötige Mystik, sondern mit klarem Blick des lückenlosesten Erkennens. —

Gleichwie ein Geistkeim nur in einen seiner noch unfertigen, aber immerhin höheren geistigen Art gegenüber im richtigen Verhältnis stehenden Weltenteil eindringen kann, niemals aber in einen dafür noch zu unreifen, ebensowenig auch in einen dafür zu gereiften, wie es heute unser Weltenteil ist, in dem nur noch schon mehrfach inkarnierte Seelen leben können, nicht anders ist der Vorgang bei der Inkarnierung eines Wahrheitsbringers aus dem Licht. Sein Kommen kann nur in den dazu reifsten Teil der Menschheit sein. Am schärfsten mußten dabei die Bedingungen aller Gesetze bei dem Boten aus dem Göttlichen heraus erfüllt werden. Er konnte also nur in die Anschauungen hineingeboren werden, welche der Wahrheit am meisten entgegenkamen.

Wie nun der Geistkeim in die Stofflichkeit erst dann eindringen kann, nachdem das Wesenhafte in dem Wirken bis zu seinem höchsten Punkt gekommen ist, wo ohne Eindringen des Geisteskeimes ein Stillstand und damit ein Rückgang vor sich gehen muß, so war vor Christus Kommen hier im Stofflichen ein Punkt erreicht, daß Geistiges in der Verirrung durch die Erbsünde nicht weiter konnte! Der in dem Geistigen ruhende freie Wille hatte, anstatt alles Bestehende zu fördern, die in der Schöpfung gewollte Entwickelung hinauf zur Höhe unterbunden, alle seine Fähigkeiten durch Erheben des Verstandes einseitig nur auf das Stoffliche gelenkt. Das war ein Augenblick höchster Gefahr!

Das Wesenhafte ohne den Besitz des freien Willens hatte die Entwickelung der Schöpfung ganz naturgemäß, also nach dem göttlichen Schöpferwillen richtig durchgeführt. Das Geistige jedoch mit seinem freien Willen hatte durch den Sündenfall sich unfähig dazu gemacht, brachte nur Verwirrung und Aufenthalt in die Weiterentwickelung des Stofflichen. Die falsche Anwendung der ihm zu eigen mitgegebenen Gewalt zum Lenken der göttlichen Schöpfungskraft als notwendige Steigerung in der gereiften Stofflichkeit mußte sogar zum Abstieg führen, anstatt zu der Höchstentwickelung. Der Menschengeist hielt durch den Sündenfall jede wirkliche Fortentwickelung gewaltsam auf; denn irdisch-technische Errungenschaften sind kein eigentlicher Fortschritt in dem Sinne des von Gott gewollten Weltgeschehens! Die schnellste Hilfe, Einschreiten des Schöpfers selbst tat deshalb not!

Jedes weitere Jahrhundert hätte dann das Unheil so vergrößert, daß eine Möglichkeit des Weges zu göttlicher Hilfe mit der Zeit ganz ausgeschlossen blieb, da die Verstandesherrschaft nach und nach jedes Verstehen alles wirklich Geistigen, noch mehr des Göttlichen, vollständig abgeschnitten haben würde. Zu einer Inkarnierung aus dem Licht hätte dann jeder Ankergrund gefehlt!

So mußte schnell gehandelt werden, da die Zeit des Menschensohnes noch nicht war, welcher sich damals schon in der Entwickelung zu seiner Aufgabe befand.

Aus dieser Not heraus erstand das große, göttliche Mysterium, daß Gott der Schöpfung jenes Opfer brachte, ein Stück der Göttlichkeit zur Erde zu senden, um Licht zu bringen den Verirrten!

Dieses Kommen Christi war im Anfang noch nicht vorgesehen!

Nur die falsche Anwendung des freien Willens durch die Menschheit in dem Sündenfall und dessen Folgen machten den göttlichen Eingriff seinem ersten Willen entgegen nötig! Das Wesenhafte in der Stofflichkeit hatte am Fortwirken der Schöpfung seine Aufgabe erfüllt, das höhere Geistige jedoch durch die Menschen ganz versagt! Sogar noch schlimmer; denn es verwendete die ihm zugebilligte Entschlußkraft direkt zum Gegenteil, und wurde damit dem göttlichen Wollen feindlich, mit dessen eigener, dem Geistigen zur Anwendung überlassenen Kraft. Wie groß die Schuld ist, kann sich der Mensch selbst ausdenken.

Christi Geburt war also nicht Erfüllung der Verheißungen und Offenbarungen, welche den Menschengeistern als Gottesgeschenk den ewigen Mittler verhieß! Sondern es war ein göttlicher Notakt für die ganze Schöpfung, die von dem abirrenden Menschengeiste untergraben zu werden bedroht wurde.

Das bringt auch mit sich, daß der damals in Jesus von Nazareth inkarnierte göttliche Teil wieder ganz eingehen muß zum Vater, zu dem Göttlichen, wie Christus selbst vielfach betonte. Er muß wieder eins mit ihm werden. Diese Tatsache beweist ebenfalls, daß er nicht der verheißene ewige Mittler zwischen Gott und der Schöpfung sein kann, nicht der dafür verheißene Menschensohn!

Dieser ist der letzte Fortschritt für die Schöpfung, er ist von jeher erst vorgesehen für das Ende des ersten Teiles der Stofflichkeit, worauf die Schöpfung dann im Gleichmaße zu laufen hat, mit dem Menschensohne als ewigen Mittler an der Spitze, der damit gleichzeitig der oberste Diener Gottes ist und bleiben wird. Christus, der Gottessohn, war ein Stück des Göttlichen, und mußte deshalb wieder ganz eingehen in das Göttliche. Der Menschensohn ist der ausführende Diener Gottes, der aus dem Göttlichen gesendet ist, doch niemals wieder ganz zu der Gottheit eingehen kann, da er zum untrennbaren Eigentum außer dem göttlichen Ursprunge auch das Reingeistige empfing. Das hält ihn von dem dauernden Wiedereingange ins Göttliche zurück. Damit erfüllt sich dann erst jene Offenbarung der Verheißung des ewigen Mittlers zwischen Gott und seiner Schöpfung, zu welcher ja die Menschheit auch gehört. —

So ist der Lauf des Weltgeschehens bis zum Ende. Eins folgert ganz natürlich aus dem anderen. Ist erst der Sündenfall richtig begriffen, und daran anschließend dies nicht vorausbestimmte Kommen Christi als ein Notakt, wird das Verständnis für das andere nicht schwer, und alle Lücken füllen sich von selbst. Die ungelösten Fragen fallen fort.

Die Tore zu dem Paradiese wurden für die reifen Menschengeister erst durch Christi Botschaft aufgeschlossen. Die Fähigkeit, den Weg dahin auch richtig zu verstehen, war bis dahin noch nicht da. Sie mußte aber bei Verzögerung wieder verlorengehen durch die Abirrung der Menschengeister, wenn nicht sofort Hilfe gekommen wäre. Die Botschaft galt für Erdenmenschen wie auch für die Abgeschiedenen, wie jede Gottesbotschaft, jedes Wort der lichten Wahrheit!

Die Menschen hörten darin nach der Strenge der Gesetze auch von einer Liebe, die zu begreifen sie bisher noch nicht vermocht hätten, die sie jedoch nunmehr in sich entwickeln sollten. Aber durch diese Liebesbotschaft wurden die Gesetze nicht gestürzt, sondern nur ausgebaut. Sie sollten bleiben als die feste Grundlage, deren Auswirkung solche Liebe in sich barg. —

Auf dieses Wort des Gottessohnes suchte man auch später aufzubauen, doch welche Irrungen dabei entstanden sind, durch viel falsche Voraussetzungen, darauf wies ich schon im Anfang meines Vortrages hin. —

Betrachten wir uns einmal noch die christliche Geschichte. Man kann daraus die besten Lehren ziehen, und damit Strahlen gleich alle Religionen ableuchten. Wir finden überall dieselben Fehler.

Jeder kleine und große Wahrheitsbringer ohne Ausnahme hatte unter Spott und Hohn, sowie Verfolgungen und Angriffen der lieben Mitmenschen zu leiden, die sich wie ja auch heute noch stets viel zu klug und weise dünkten, um durch Boten ihres Schöpfers die Erklärung dessen Willens anzunehmen, namentlich da diese Boten tatsächlich niemals aus den hohen Schulen dieser Menschheit kamen!

Erklärung des göttlichen Willens ist im Grunde immer nur die Auslegung des Ganges seiner Schöpfung, in der die Menschen leben, zu der sie mit gehören. Die Schöpfung zu kennen aber bedeutet alles! Kennt sie der Mensch, so ist es ihm sehr leicht, alles zu nützen, was sie in sich birgt und bietet. Das Nützenkönnen wieder bringt ihm jeden Vorteil. Damit wird er auch bald den eigentlichen Daseinszweck erkennen und erfüllen, und alles fördernd aufwärts steigen zu dem Licht, sich selbst zur Freude, seiner Umwelt nur zum Segen.

Doch jeden Boten höhnten sie, und damit auch die Botschaft selbst. Nicht einmal kam es vor, daß er ihnen willkommen war, und wenn er noch so Gutes tat. Immer blieb er Ärgernis, was sich natürlich dem so gottesfeindlichen Verstande gegenüber leicht erklären läßt, und in sich den Beweis der Tatsache der Gottesfeindlichkeit erbringt. Christus faßt das Geschehen klar zusammen in dem Hinweise, daß der Herr die Diener aussandte zu allen seinen Pächtern, deren Abgaben zu holen. Statt der Erfüllung aber wurden seine Diener nur verhöhnt, gestäubt, bevor man sie mit Spott und leerer Hand zurücksandte.

Beschönigend nennt man das wieder Gleichnis. In lieblicher Behaglichkeit setzt man sich selbst stets neben diese Tatsachen, bezieht sie nie auf sich! Oder hat das Bedürfnis zu erklären, daß es zu einer Auszeichnung durch Gott gehört, wenn seine Boten also leiden müssen, anstatt es als ein von Gott ungewolltes Verbrechen dieser Menschheit anzusehen.

Weil der Verstand zu der Verdeckung seiner sonst zu sichtbaren Beschränkung Flittergold und Tand benötigt, bemüht er sich fast krampfhaft, unbedingt verächtlich auf die Einfachheit der Wahrheit hinzublicken, da diese ihm gefährlich werden kann. Er selbst braucht ja klingende Schellen zu der Kappe, die er trägt. Viel große Worte, um die Aufmerksamkeit auf sich wachzuhalten. Und heute mehr denn je. Doch die Verächtlichkeit der schlichten Einfachheit der Wahrheit gegenüber ist heute längst zur Ängstlichkeit geworden. Man hängt an diese notwendige bunte Narrenkappe immer mehr klingende Schellen, die durch krampfartige Verdrehungen und Sprünge lauter, immer lauter tönen sollen, um sich noch eine Zeit auf dem erborgtem Throne zu erhalten.

Doch diese Sprünge sind in letzter Zeit schon zum Verzweiflungstanz geworden, der im Begriff steht, bald der letzte Totestanz zu sein! Die Anstrengungen werden größer, müssen größer werden, weil durch all das Klingen immer deutlicher die Hohlheit dringt. Und bei dem gewaltsam größten Sprunge, den man vorbereitet, wird die bunte Kappe endlich von dem Haupte fallen!

Dann hebt sich strahlend und beruhigend die Krone schlichter Wahrheit auf den Platz, der ihr allein gebührt.

Die durch alles so grotesk in schwerver ständliche Höhe geschraubte, ganz verwirrt gewordenen ernst Suchenden erhalten darin endlich für den Blick den festen Stützpunkt, einen Halt. Sie werden ohne Anstrengung die ganze Wahrheit voll erfassen können, während bisher schon ein kleines Splitterchen zu finden große Mühe machen mußte.

Zurück zur Einfachheit im Denken! Sonst kann niemand das Große ganz erfassen, und deshalb nie erreichen. Einfach denken wie die Kinder! Darin ruht der Sinn des großen Wortes: „Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt Ihr nicht in das Reich Gottes kommen!“

Der Weg dazu wird mit dem heutigen so komplizierten Denken niemals aufgefunden werden können. Auch in den Kirchen und Religionen ist es noch nicht anders. Wenn es dort heißt, daß Leiden aufwärts helfen, daß sie deshalb Begnadigungen Gottes sind, so ist damit ein kleines Wahrheitskörnchen aufgenommen, aber in beschönigender Weise arg entstellt. Denn Gott will keine Leiden seines Volkes! Er will nur Freude, Liebe, Glück! Der Weg im Licht kann gar nicht anders sein. Der Weg zum Licht hat auch nur Steine, wenn sie der Mensch erst darauf legt.

Das Körnchen Wahrheit in der Leidenslehre ist, daß mit dem Leiden irgendeine Schuld gelöst sein kann. Das tritt aber nur dort ein, wo ein Mensch das Leiden als bewußt verdient erkennt! Gleich dem bittenden Schächer an dem Kreuze.

Sinnlos lebt heute alle Welt dahin. Auch die, welche so klug von Karma-Ablösungen reden. Die irren darin, weil es noch viel schwerer ist, als diese Wissendseinwollenden es sich denken. Denn Karma-Rückwirkungen sind nicht immer auch die Ablösungen! Darauf achte jeder Mensch genau. Es kann mit ihm im Gegenteil dabei sehr oft noch tiefer abwärts gehen!

Ein Aufstieg ist trotz Rückwirkung von Schuld allein abhängig von der inneren Einstellung eines jeden Menschen. Wie er das große Steuer in sich stellt, ob aufwärts, ob geradeaus, oder ob abwärts, so, nicht anders wird er treiben trotz allen Erlebens!

Hier zeigt es sich, daß er kein Spielball ist oder sein kann, sondern den eigentlichen Weg allein durch die Kraft seines freien Willens lenken muß. Hierin bleibt dieser Wille immer frei bis zu dem letzten Augenblick! Darin ist jeder Mensch wirklich sein freier Herr, nur muß er unbedingt auch mit den... gleichen Folgen seiner Einstellungen rechnen, die ihn aufwärts oder abwärts führen.

Stellt er aber sein Steuer aufwärts ein, durch Einsicht und durch festes Wollen, so treffen ihn die üblen Rückwirkungen immer weniger, werden sich zuletzt sogar nur symbolisch an ihm auswirken, weil er den Niederungen übler Rückwirkungen durch das Aufwärtsstreben schon entrückt wurde, auch wenn er noch auf dieser Erde weilt. Es geht unter ihm weg. Es ist durchaus nicht notwendig, daß ein Mensch leiden muß, wenn er dem Licht zustrebt.

Deshalb die Binde von den Augen, die man anlegte, um vor dem Abgrund nicht zu zittern, der sich seit langem aufgeschlossen hat. Vorübergehende Beruhigung ist keine Stärkung, sie bedeutet nur Versäumnis, deren Zeit nie wieder einzuholen ist.

Man hatte für das Erdenleid noch nie die richtige Erklärung und Begründung. Deshalb brachte man als ein Narkotikum Beschönigungen, die gedankenlos den Leidtragenden immer wieder überliefert werden, in mehr oder weniger geschickten Worten. Der große Einseitigkeitsfehler aller Religionen!

Und wenn ein ganz verzweifelt Suchender einmal zu klare Antwort fordert, so wird Nichtverstandenes einfach in das Reich göttlichen Mysteriums geschoben. In dieses müssen alle Wege ungelöster Fragen münden, als Rettungshafen. Doch dadurch offenbaren sie sich deutlich als die falschen Wege!

Denn jeder rechte Weg hat auch ein klares Ende, darf nicht in Undurchdringlichkeiten führen. Es ist dort eine Flucht unverkennbarer Unwissenheit, wo „unerforschliche Wege Gottes“ zur Erklärung dienen sollen.

Für Menschen braucht es in der Schöpfung kein Mysterium zu geben, darf es nicht; denn Gott will, daß seine Gesetze, die in der Schöpfung wirken, den Menschen gut bekannt sind, damit er sich darnach richten kann, und durch sie leichter seinen Weltenlauf vollendet und erfüllt, ohne in Unwissenheit abzuirren.

Eine der verhängnisvollsten Auffassungen aber bleibt der grobe Mord des Gottessohnes als ein notwendiges Sühneopfer für die Menschheit!

Zu denken, daß dieser brutale Mord des Sohnes einen Gott versöhnen soll!

Weil man für diese sonderbare Anschauung logischerweise keine Klärung finden kann, schlüpft man damit verlegen wieder hinter die so oft gebrauchte Schutzmauer des göttlichen Mysteriums, also eines Vorganges, der einem Menschen nicht verständlich werden kann!

Dabei ist Gott so klar in allem, was er tut. Die Klarheit selbst! Er schuf doch die Natur aus seinem Willen. Also muß das Natürliche gerade auch das Rechte sein! Da doch der Wille Gottes ganz vollkommen ist.

Aber das Kreuzessühneopfer muß jedem geraden Sinne unnatürlich sein, weil gegen den schuldlosen Gottessohn auch ungerecht. Da gibt es weder Drehen noch ein Wenden. Der Mensch mag doch nur lieber einmal frei heraus bekennen, daß etwas Derartiges wirklich unbegreiflich ist! Er kann sich Mühe geben, wie er will, er kommt dabei zu keinem Schluß, und kann in diesem Falle seinen Gott nicht mehr verstehen. Gott aber will verstanden sein! Er kann es auch, da seine Willensäußerung klar in der Schöpfung ruht, sich niemals widersprechend. Nur Menschen sind es, die sich Mühe geben, in ihrem religiösen Forschen Unverständliches hineinzubringen.

Der mühselige Aufbau für den falschen Grundgedanken eines notwendigen Sühneopfers in dem Kreuzestode wird ja schon zerschlagen durch die Worte des Heilandes selbst, zu der Zeit, während man ihn kreuzigte.

„Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Wäre diese Fürbitte denn nötig, wenn der Kreuzestod ein notwendiges Opfer zur Versöhnung sein sollte? „Sie wissen nicht, was sie tun!“ ist doch eine Anklage der schwersten Art. Ein deutlicher Hinweis, daß es falsch ist, was sie tun. Daß diese Tat nur ein gewöhnliches Verbrechen war.

Hätte Christus in Gethsemane gebetet, daß der Leidenskelch vorübergehen möge, wenn sein Tod am Kreuze als ein Sühneopfer nötig war? Niemals! Das hätte Christus nicht getan! So aber wußte er, daß diese ihm bevorstehende Qual nur eine Folge freien Menschenwillens war. Und deshalb sein Gebet.

Verblendet ging man zwei Jahrtausende daran vorüber, gedankenleer nahm man dafür das Unmöglichste hin.

Schmerzvoll muß man sehr oft die Anschauungen hören, daß Bevorzugte unter heutigen Jüngern und den Jüngerinnen Jesu durch körperliche Leiden wie zum Beispiel Stigmatas *(Wundmale), begnadet sind!

Das kommt natürlich alles nur von dieser falschen Auslegung des Erdenleidens Christi. Es kann darauf ja gar nicht anders sein. Welche persönlich schwere Folgen das aber nach sich ziehen kann, will ich dann noch erwähnen.

Wieviel Gedankenlosigkeit gehört dazu, und welch niederer Sklavensinn, sich den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erden derart vorzustellen, daß er also handeln würde! Es ist doch ohne jeden Zweifel sündhafteste Erniedrigung der erhabenen Gottheit, für dessen Wesensvorstellung das Schönste noch nicht schön genug, das Beste viel zu wenig gut sein kann, um einer Wirklichkeit darin nur etwas sich zu nähern! Und diesem großen Gotte traut man zu, daß er verlangt, der Mensch, den er geschaffen hat, soll sich in Schmerzen vor ihm winden, wenn er ihn begnadet?

Wie soll hierauf ein Aufstieg folgen können!

Die Menschen formen ihren Gott, wie sie ihn haben wollen, sie geben ihm die Richtung seines Wollens! Und wehe, wenn er nicht so ist, wie sie sich denken, dann wird er ohne weiteres verworfen, sowie man die als ein Beweis sofort verwirft, bekämpft, welche es wagen, Gott viel größer und erhabener zu sehen. Größe liegt in den menschlichen bisherigen Anschauungen nicht. Diese zeugen im Gegenteil nur von dem unerschütterlichen Glauben an den eigenen Wert, um deren Gunst ein Gott zu betteln hat, aus deren blutbefleckten Händen er seinen Sohn, den er mit der rettenden Botschaft einst zur Hilfe sandte, verspottet und verhöhnt, gemartert und gequält zurückempfangen durfte!

Und man will heute noch aufrecht erhalten, daß alles das ein für Gott nötiges Versöhnungsopfer war? Wo Christus unter seinen Qualen selbst schon ganz verzweifelt über diese Blindheit rief: „Sie wissen ja nicht, was sie damit tun!“

Gibt es dann überhaupt noch eine Möglichkeit, die Menschheit auf den rechten Weg zu bringen? Schärfstes Geschehen ist ja immer noch zu schwach dazu. Wann wird der Mensch endlich erkennen, wie tief er eigentlich gesunken ist! Wie leer und hohl die Einbildungen sind, die er sich schuf!

Sobald man aber nur ein wenig tiefer schürft, so findet man die Selbstsucht eingekapselt in der reinsten Form. Wenn auch an allen Enden jetzt mit hochtönenden Worten vom Gottsuchen gesprochen wird, so ist das wieder große Heuchelei in der üblichen Selbstgefälligkeit, der jeder wirklich ernste Drang nach reiner Wahrheit gänzlich fehlt. Man sucht nur Selbstvergöttlichung, sonst nichts. Kein Mensch bemüht sich ernstlich um das Gottverstehen!

Mit hoheitsvollem Lächeln schieben sie die Einfachheit der Wahrheit schnell zur Seite, unbeachtet; denn sie dünken sich ja viel zu wissend, viel zu hoch und zu bedeutungsvoll, als daß ihr Gott sich noch mit Einfachheit befassen dürfte. Er muß zu ihrer Ehre doch viel verwickelter sein. Sonst ist es ja nicht wert, an ihn zu glauben! Wie kann man denn nach ihrer Auffassung noch etwas anerkennen, das jedem Ungelehrten leicht verständlich ist. So etwas ist nicht groß zu finden. Damit darf man sich heute gar nicht mehr befassen, sonst stellt man sich blos. Laßt dies den Kindern, alten Frauen, Ungelehrten. Es ist doch nicht für Menschen mit derartig ausgebildetem Verstande, der Intelligenz, die man bei den Gebildeten jetzt findet. Mag sich das Volk damit befassen! Die Bildung und das Wissen kann nur seinen Größenmaßstab an die Schwere der Begreifensmöglichkeiten legen!

Nichtwisser aber sind es, welche also denken! Sie sind nicht wert, noch einen Tropfen Wasser aus der Hand des Schöpfers durch die Schöpfung zu empfangen!

Durch Einengung haben sie sich die Möglichkeit verschlossen, die blendende Größe in der Einfachheit der göttlichen Gesetze zu erkennen! Sie sind im buchstäblichen Sinne unfähig dazu, ganz deutsch gesagt, zu dumm, durch ihr einseitig so verkümmertes Gehirn, das sie bis heute wie ein Siegeszeichen der größten Errungenschaft mit sich herumtragen schon von der Stunde der Geburt.

Es ist ein Gnadenakt des Schöpfers, wenn er sie in dem Baue, den sie schufen, wird verkümmern lassen; denn wohin man blickt, ist alles gottesfeindlich, entstellt durch den krankhaften Größenwahn aller Verstandesmenschen, deren Unfähigkeit sich überall langsam erweist.

Und das geht nun schon wachsend durch Jahrtausende! Es brachte die Vergiftung unabwendbar mit in Kirchen und Religionen, da es als fressendes Unheil die unbedingte Folge jenes Sündenfalles war, wo sich der Mensch für Herrschaft des Verstandes unbeschränkt entschied.

Und diese falsche Herrschaft betrog seine ihm versklavten Menschen jederzeit in allem, was das Göttliche betrifft! Sogar in allem Geistigen.

Wer diesen Thron nicht in sich stürzt und dadurch frei wird, muß mit ihm zugrunde gehen!

Man darf jetzt nicht mehr arme Menschheit sagen; denn sie sind wissend schuldig, wie nur je die Kreatur schuldig zu sein vermag! Das Wort: „Vergib ihnen; sie wissen nicht mehr, was sie tun!“ ist für die heutige Menschheit nicht mehr angebracht! Sie hatten mehr denn einmal die Gelegenheit, die Augen und die Ohren aufzutun. Sie handeln voll bewußt, und alle Rückwirkung muß sie deshalb in vollstem Maße treffen, unverkürzt! —

Wenn sich nun der Ring alles bisherigen Geschehens schließt, so tritt damit für diesen in der ganzen Schöpfung erstmalig gereiften Weltenteil der Schnitt, die Ernte und die Scheidung ein. Noch niemals seit Bestehen der gesamten Stofflichkeit ist dies bisher geschehen; denn unser Weltenteil geht allen anderen in dem ewigen Kreislaufe voran, als erster, der es durchzumachen hat!

Deshalb wurde auch vor zweitausend Jahren der Gottessohn auf diese Erde inkarniert. Es war ein Weltgeschehen, das sich in dem reifsten, ersten Teile aller Stofflichkeit abspielte, aber niemals wiederholen wird; denn bei den nachfolgenden Teilen wirkt das hier Geschehene stets weiter fort. So kommt es auch, daß dieser Teil als erster eintritt in ein neu Geschehen, das noch niemals war, sich aber nach uns immer wiederholen wird. Es ist das Auseinanderfallen der geformten Stofflichkeit, welches die Überreife in natürlichem Geschehen mit sich bringt. —

Es ist vollbracht! Der Weg zum Licht und damit zu ewigem Leben des Geistigpersönlichen gezeigt! Die Menschengeister mögen sich nun in der für eine Entscheidung letzten Stunde selbst besinnen, welchen Weg sie gehen wollen: zu ewiger Verdammnis oder zu ewiger Freude; denn sie haben nach göttlichem Willen dazu freie Wahl!

Gralsbotschaft von Abdrushin


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